Vokabeln lernen muss (und soll) kein stupides Ablesen und Einprägen sein. Hier findest Du 20 ansprechende Ideen für die Wortschatz-Arbeit. Alleine, zu zweit oder in der Gruppe.
Dieser Artikel ist die praktische Fortführung einer dreiteiligen Reihe zum Thema »Vokabeln lernen«.
Nachdem sich der erste Teil mit theoretischen Aspekten und allgemeinen Lernstrategien beschäftigt hat, möchte ich in diesem Teil gerne praktische Anregungen geben, wie alleine oder in der Gruppe (Klasse) auf anregende Weise gelernt werden kann.
Obwohl der Artikel im Bereich Homeschooling angesiedelt ist, beinhaltet er auch Ideen für den Unterricht. Anstatt in der Gruppe, können viele der Vorschläge problemlos alleine zuhause mit Geschwistern oder Eltern durchgeführt werden, um dem Lernen mehr Bewegung bzw. einfach nur das gewisse Etwas zu verleihen.
Wenn in dem Artikel von Lehrpersonen die Rede ist, sind damit ebenso Eltern und/oder Freunde gemeint, die die Ideen im Privaten umsetzen können.
Legende
Bei jeder Lernidee nehme ich Bezug auf die im ersten Teil dieser Artikelserie beschriebene Multisensorische Lerntheorie. Sie besagt, dass Vokabeln nachhaltiger gelernt werden wenn möglichst viele Sinneskanäle und/oder körperliche Aktivität mit einbezogen werden. Neben jeder Lernidee zeigen die folgenden Icons die einbezogenen Sinne:
Zudem gebe ich an, ob ein Vorschlag zum Lernen alleine, in Partnerarbeit, oder aber in der Gruppe/Klasse geeignet ist. Manche Ideen funktionieren mit mehreren der genannten Formen.
1️⃣ - Alleine 2️⃣ - Partnerarbeit oder Eltern/Kind 🔢 - Gruppe oder Klasse
20 praktische Lern-Ideen
Im Folgenden nun die verschiedenen Ideen zum Vokabeln lernen. Ich habe sie in etwa von Einzel über Partner bis hin zur Gruppenarbeit sortiert. Überschneidungen kommen vor.
Vokabeln auf dem Finger sind eine tolle Möglichkeit, das Lernbesteck immer dabei zu haben. Optional kleine Skizzen helfen zusätzlich.
Idee: Bei dieser Lernform gibt es keine Ausrede mehr, man habe seine Vokabelkarten nicht mehr gefunden. Auf die Innenseite jedes Fingers wird ein Lernwort geschrieben. Dieser Wortschatz ist immer dabei und kann, Achtung, Wortspiel, im Handumdrehen gelernt werden. Da wir üblicherweise nicht mehr als zehn Finger haben, kommt man hier auch nicht in die Verlegenheit einem Grundschulkind zu viele Vokabeln auf einmal zumuten zu wollen. (Mehr als 10 Vokabeln sollten für einen Anfänger nämlich nicht auf der Agenda stehen.). Auch Varianten sind hier möglich: Zeigefinger links: Wort auf Deutsch, Zeigefinder rechts: Wort in der Fremdsprache. Oder in Partnerarbeit. Ein Kind schreibt die Wörter in der einen Sprache, das andere in der anderen Sprache auf. Zur leichteren Kontrolle sollte auf den gleichen Fingern das gleiche Wort stehen.
Idee: Im Klassenzimmer oder Zuhause werden kleine Post-Its an Gegenstände geklebt, die diese benennen. table [ˈteɪbl̩] an den Tisch, window [ˈwɪndəʊ] ans Fenster, etc. Der Einsatz ist zwar auf einen kleinen Themenbereich eingegrenzt, läuft dafür dann aber schön nebenbei, ohne das Gefühl des "Lernen müssens" zu haben.
Wortwolken (Tagcloud) - Suchspiel
Kanäle: 👁️ Benötigtes Material: Wortwolke mit Fremdwörtern Geeignet für: 1️⃣
Abb. 2
Wortwolken.com
Mit einem Wortwolkengenerator lassen sich schnell optisch ansprechende Suchbilder erstellen.
Idee: Als Alternative zu klassischen Wortsuchrätseln, können die Lernwörter (inkl. Übersetzung) als Wortwolke ausgeteilt werden. Zusammengehörige Wörter werden mit der gleichen Farbe angemalt. Ein einfacher Generator für Wortwolken findet sich, passend, unter https://www.wortwolken.com.
Das Ergänzen von kleinen Bildern hilft nicht nur beim nachhaltigen Lernen, sondern macht auch noch Spaß und gibt einen persönlichen Anstrich.
Idee: In einem Vokabelheft bzw. auf Vokabelkarten wird das zu lernende Wort auf Deutsch und in der Fremdsprache notiert. Neben dem Wort in der Fremdsprache wird zudem kleine Skizze des Gegenstandes gemacht (oder ein Bild aufgeklebt). Auch wenn das Skizzieren an sich noch keinen großen Zusatznutzen hat, unterstützt das Bild beim anschließenden Lernen den visuellen Kanal. Handelt es sich um abstrakte Wörter, kann z.B. einfach der Anfangsbuchstabe hübsch gestaltet daneben gemalt werden.
Bei dieser Lernform bleibt man in Bewegung. Gerade Jungs lieben es, da einen kleinen Wettbewerb draus zu machen.
Idee: Auf einen Zettel werden 5 – 10 Lernwörter samt Übersetzung geschrieben, die bestenfalls bereits grundlegend bekannt, aber noch unsicher sind. Danach werden die Fremdwörter als Hüpfkästchen auf den Boden (Pausenhof, Straße) gezeichnet. Das Kind hüpft die Kästchen ab und nennt die passende Übersetzung. Ein zweites Kind kontrolliert und verbessert. Danach Rollentausch. Sind die Wörter noch komplett unbekannt, kann das zweite Kind auch immer das deutsche Wort samt Übersetzung zurufen.
Idee: Auf dem Tisch werden Vokabelkarten ausgelegt und sich genau eingeprägt. Ein Kind schaut weg. Das andere tauscht eine der Karten gegen eine neue aus. Welche Karte wurde getauscht? Wie heißt der fehlende Begriff in der Fremdsprache und übersetzt?
Idee: Die klassische Variante des Tafel-Fußballs funktioniert auch für das Vokabeln lernen hervorragend. Anstatt Rechenaufgaben werden einfach Wörter genannt, die übersetzt werden sollen. Eine tolle Beschreibung zum Tafel-Fußball samt ansprechendem Material findet ihr übrigens im Grundschul-Universum.
Montagsmaler
Kanäle: 👁️ 🖐️ Geeignet für: 2️⃣ 🔢 Benötigtes Material: Tafel und Kreide, oder Stift und Papier
Idee: Entweder in der Klasse, Gruppen oder Partnerarbeit malt ein Kind ein Lernwort. Die anderen Kinder versuchen den Begriff in der Fremdsprache zu erraten.
Idee: Die Lehrperson sucht sich ein Wort aus der Liste aus. Die Kinder dürfen nun Fragen zum Wort stellen, um es zu erraten. Dabei müssen die Fragen so gestellt werden, das nur Ja/Nein Antworten möglich sind. Ein Limit an Fragen kann, muss aber nicht gesetzt werden. Nachdem die Kinder vertraut damit sind, lässt es sich auch gut in kleinen Gruppen spielen, mit wechselnden „Quizmastern“.
Idee: Ein Kind bekommt in der Fremdsprache ein Wort genannt, das es anschließend (auf Deutsch) beschreiben soll, ohne es aber direkt zu benennen. (Klassisches Tabu, also). Die anderen Kinder versuchen den Begriff in der Fremdsprache zu erraten. Zum Abschluss notiert das erklärende Kind das Wort noch an die Tafel. Die Kinder aus der Klasse dürfen buchstabieren, um eine Bloßstellung zu vermeiden.
Auch mit eingeschränkten Platzverhältnissen lässt sich gut arbeiten. Warum nicht über eine Couch oder einen Tisch hinweg werfen lassen?
Idee: In die Mitte eines Kreises wird ein Korb/Schale gestellt. Darum herum werden so viele Vokabelkarten ausgelegt, wie es Mitspielende gibt. Das erste Kind beginnt. Hinter der Vokabelkarte stehend oder sitzend übersetzt es zuerst den Begriff:
Ist die Antwort richtig, darf das Kind werfen. Trifft es, gibt es einen Punkt. Dazu wird z.B. ein Wendeplättchen, Würfel oder sonstiger Marker auf die Vokabelkarte gelegt. Anschließend wird eine zweite Vokabelkarte, etwa einen Meter von der ersten entfernt, strahlenförmig angelegt. Beim nächsten Mal wirft das Kind von dieser weiteren Entfernung.
Ist die Antwort falsch, darf das Kind nicht werfen. Die Lösung wird verraten und eine neue Vokabelkarte wird statt der falsch geratenen ausgelegt.
Die Kinder wechseln sich reihum ab. Wer als erstes eine bestimmte Anzahl an Punkten erreicht hat, gewinnt das Spiel. Durch den Abstand der Karten zueinander kann die Wurfschwierigkeit angepasst werden.
Idee: Im Klassenzimmer/Raum werden, für die Kinder nicht vom Platz aus sichtbar, Vokabelkarten ausgelegt bzw. angeschrieben. Anschließend werden 2er-Teams gebildet. Ein Kind ist Schreiber, das andere Läufer. Der Läufer rennt zu den Zetteln, versucht sich so viele wie möglich zu merken und nennt sie dem Schreiber. Dieser notiert die Wörter. Der Läufer darf dabei helfen, dass die Wörter auch richtig geschrieben sind. Gegebenenfalls nochmals loslaufen und kontrollieren. Das Team, das als erstes alle Wörter richtig notiert hat, gewinnt. Optional nach einem bestimmten Zeitintervall die beiden Rollen wechseln.
Galgenmännchen
Kanäle: 👁️ 💬 Geeignet für: 2️⃣ 🔢 Benötigtes Material: Papier, Stift oder Tafel und Kreide
Idee: Klassisches Galgenmännchen spielen. Die Regeln sollten bekannt sein. :)
Vokabel-Hatz
Kanäle: 💬 👂️ 👟 Geeignet für: 🔢 Benötigtes Material: Etwa A5 große Zettel mit jeweils einer groß darauf notierten Vokabel in der Fremdsprache. Notizzettel mit allen verwendeten Vokabeln für Lehrperson.
Idee: Im Raum oder im Freien werden 10 – 15 Blätter ausgelegt, mit jeweils einer Vokabel darauf, die Schrift zeigt nach oben. Es werden zwei Gruppen eingeteilt. Als Lehrperson nenne ich nun laut eine der Vokabeln, die ausliegen. (Dazu erstelle ich mir zuvor einen Spickzettel mit allen verwendeten Vokabeln.) Alle Kinder gehen gleichzeitig auf die Suche nach dem passenden Blatt. Findet ein Kind den passenden Zettel, hebt es ihn auf und ruft Stopp. Danach liest es das Wort laut vor und übersetzt es ins Deutsche. Stimmt es, erhält die entsprechende Gruppe einen Punkt und der Zettel kommt aus dem Spiel. Danach wiederholen bis alle Zettel gefunden wurden.
Verdrehte Pantomime
Kanäle: 👁️ 👂️ 👟 Geeignet für: 🔢 Benötigtes Material: Beamer, Präsentation mit Bildern der zu übenden Vokabeln. Alternativ große Ausdrucke der Bilder.
Abb. 6
Bildpräsentation
Ich zeige sowohl Bild als auch Begriff des darzustellenden Begriffs, um die korrekte Rechtschreibung aufzuzeigen.
Idee: Ein Kind stellt sich mit dem Rücken zur Tafel und sieht die Klasse an. Hinter dem Kind zeigt die Lehrperson der Klasse ein zum Wort passendes Bild mit darunter stehendem Fremdwort. Entweder per Beamer oder aber als großer Ausdruck auf einem A4 Papier. Anschließend spielt die gesamte Klasse den Begriff pantomimisch vor. Das Kind an der Tafel versucht den Begriff zu erraten und nennt ihn laut in der Fremdsprache. Wurde richtig geraten, dreht sich das Kind um und darf kontrollieren und sich die korrekte Schreibweise anschauen.
Staffellauf-Memory
Kanäle: 👁️ 👟 Geeignet für: 🔢 Benötigtes Material: Wortpärchen auf jeweils zwei Karten (Deutsch/Fremdsprache)
Idee: Es werden zwei bis drei kleine Gruppen (jeweils max. 4 Kinder) gemacht. In etwa 10 Meter Abstand zur Startlinie werden etwa 10 Vokabelkarten verdeckt ausgelegt. Also insgesamt 5 Paare. Im klassischen Staffellauf rennt immer ein Kind aus jeder Gruppe zum Ziel, deckt zwei Karten auf und kontrolliert, ob sie zusammenpassen. Stimmt es? Dann Karten mitnehmen und Punkt für die Grupe. Ist es falsch, werden die Karten wieder umgedreht. Aus der Erfahrung ist es sinnvoll, wenn an der Ziellinie die Lehrperson steht und kontrolliert, ob die Begriffe wirklich zusammenpassen. Durch die Anzahl verwendeter Karten kann die Aufgabe erschwert oder aber erleichtert werden.
Idee: Es werden kleinere Gruppen eingeteilt. Für jede Gruppe braucht es einen eigenen Satz Silbenschnipsel. Dazu drucke ich die zu lernenden Wörter in ausreichend großer Schrift aus und zerschneide sie in die einzelnen Silben. An einer Ziellinie, ca. 10 Meter vom Start entfernt, liegen die Silbenschnipsel offen aus. Immer ein Kind je Gruppe darf nach dem Start loslaufen und genau einen Silbenschnipsel mitnehmen. Mit den gesammelten Schnipseln versuchen die Kinder, die gerade nicht laufen, die Wörter richtig zusammenzusetzen. Die Gruppe, die zuerst 5 Wörter richtig zusammengesetzt hat, gewinnt. Die gefundenen Wörter werden abschließend noch gemeinsam übersetzt.
Bei dieser Form ist es spannend zu beobachten, wie die Kinder vorgehen: Wird versucht, erst alle Schnipsel für einen großen Vorrat einzusammeln, oder versuchen sie, gezielt die Schnipsel zu sammeln, die für bereits begonnene Wörter notwendig sind?
Zur Vereinfachung können die zusammengehörigen eines Wortes immer in der gleichen Farbe ausgedruckt werden. So muss dann nur noch die richtige Reihenfolge der Silben gefunden werden.
Idee: Jedes Kind bekommt eine Vokabelkarte, auf der ein Fremdwort samt passendem Bild zu sehen sind. Dabei sollten sich die Vokabeln wiederholen. Jedes Wort sollte 3 – 4 mal im Spiel sein. Zudem bekommt jedes Kind eine Checkliste, auf der alle Lernwörter stehen.
Die Aufgabe besteht nun darin, alle Wörter zu sammeln und abzuhaken. Dazu sprechen sich die Kinder gegenseitig an und Fragen in der Fremdsprache nach dem Wort. Also zum Beispiel: „Tu as le mot »chat«?“ / „Do you have the word »cat«?“. Das andere Kind antwortet entweder bejahend mit: „Oui, j’ai le mot »chat«?“ / „Yes, I have the word »cat«?“ oder verneinend: „Non, j'ai le mot xyz“ / „No, I have the word xyz«?“. Das Spiel endet wahlweise nach X Minuten oder wenn das erste Kind die Liste abgeschlossen hat.
Das Bingo ist sehr schnell vorbereitet. Ein einfacher Schmierzettel reicht aus. Das Raster können die Kinder notfalls selber rasch erstellen.
Idee: Das Wortschatz-Bingo funktioniert im Grunde identisch wie das hier vorgestellte Rechen-Bingo. Die Kinder erhalten ein Blatt Papier mit 16 leeren, in einem Quadrat angeordneten, Feldern darauf. Als Lehrperson stelle ich mir eine Liste mit ebenso vielen Vokabeln zusammen. Ich nenne ein Wort, die Kinder übersetzen es und schreiben die Lösung in ein beliebiges freies Feld. Dies wird wiederholt bis alle Felder gefüllt sind. Anschließend werden alle Wörter und Übersetzungen in zufälliger Reihenfolge an der Tafel notiert um eine gemeinsame Repetition und Mitsprehen zu erreichen. Hat ein Kind vier richtige in einer Reihe, ruft es laut: BINGO!
Idee: Zwei Kinder (Agenten) gehen aus dem Klassenzimmer. Die anderen Kinder finden sich in Paaren zusammen. Jedes Paar überlegt sich eine Vokabel und eine dazu passende Geste. Dach verteilen sie sich zufällig im Raum. Die Agenten kommen zurück in den Raum und müssen versuchen die zusammengehörigen Pärchen zu finden. Die erste Agentin tippt ein Kind an. Dieses spricht das Wort und die Bewegung vor. Danach wird ein zweites Kind angetippt. Stimmt es überein, setzt sich das Pärchen und die Agentin darf weiter machen. Ist es falsch, ist die zweite Agentin an der Reihe. Wer findet mehr Pärchen? Als Variante kann das Wort auch in Deutsch und der Fremdsprache genannt werden, um einen verstärkten Wiederholungseffekt zu haben. Es macht das Spiel allerdings auch einfacher damit.
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